Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

IV.1 Einfluss der Verklappung auf der Baggergutablagerungsfläche Twielenfleth auf das Kernkraftwerk Stade

Im Rahmen des Ausbaus der Unterelbe anfallendes Baggergut wurde u. a. auf der Klappstelle Twielenfleth am Südufer der Elbe nahe Stade verklappt. Die Klappstelle liegt etwa 500m stromauf vom Kühlwassereinlaufbauwerk des Kernkraftwerks Stade. Die Verklappung erfolgte unabhängig von der Tide.

Da der KKW-Betreiber eine Beeinträchtigung des Kraftwerksbetriebes durch einen zusätzlichen Schwebstoffeintrag infolge der Verklappungen befürchtete, wurden als Teil der Anordnungen des Planfeststellungsbeschlusses (Ziff. 3.2.1.5a) direkte Messungen der Schwebstoffkonzentration im Einlassbauwerk für das Kühlwasser erforderlich. Darüber hinaus wurde angeordnet, dass Strömungs- und Schwebstoffmessungen während der Verklappungsvorgänge auf und in der Nähe der Ablagerungsfläche durchgeführt werden sollten.

Trübungsmessungen im Einlassbauwerk des KKW Stade

Die Messungen im Einlassbauwerk des KKW Stade wurden vom Forschungszentrum Geesthacht (GKSS) in der Zeit vom 21.7.1998 bis 20.8.1998 durchgeführt. Nachfolgend ist das wesentliche Ergebnis des Gutachtens wiedergegeben (Auszüge aus der Zusammenfassung des Gutachterberichtes):

Bei dem verklappten Baggergut handelt es sich um sandiges Sediment mit einem volumenmäßig nur geringen bis vernachlässigbaren Feinanteil (<63 µm). Es ist davon auszugehen, dass nur dieser in der Wassersäule in das Einlasswerk des KKW Stade gelangen kann. Der Sand wird nach der Schutenentleerung an der Klappstelle verbleiben, da die Klappstelle stromauf und stromab sowie auch zur Fahrrinne hin durch eine Sohlschwelle eingegrenzt ist, so dass sich das Sediment nicht in Form einer Dichteströmung ausbreiten kann, bevor die Konsolidierung (Austrieb des Porenwassers) einsetzt. Günstig hinsichtlich einer Minimierung des Schwebstoffeintrags dürfte sich der Kühlwasserausstrom auswirken, der zwischen Klappstelle und Einlaufbauwerk liegt und eine starke Querströmung in Richtung Flussmitte bewirkt.

Hinsichtlich der genannten Befürchtungen des KKW-Betreibers war folgende Frage zu beantworten: Treten mit den Verklappungen korrelierende Erhöhungen der Schwebstoffkonzentration am Kühlwassereinlauf auf?

Die gewonnenen Messdaten sind auszugsweise in Abbildung IV.1-1 dargestellt. Die abgebildete Attenuation ist in erster Näherung proportional der Feststoffkonzentration.

Zwischen dem 28.07. und dem 13.08.98 wurde Baggergut auf die Klappstelle verbracht. Der Beginn der jeweiligen Verklappungen ist in den Abbildungen durch Pfeile und Zeitangaben markiert. Die Dauer einer Verklappung betrug im Mittel etwa 1 Stunde.

Es lässt sich leicht erkennen, dass der Tideeinfluss die dominierende Rolle hinsichtlich des Trübungsgeschehens spielt. Die höchsten Trübungen treten wie erwartet bei vollem Flut- und Ebbstrom, die niedrigsten während der Stauwasserphase auf.

Einflüsse durch das Verklappen von Baggergut, die über die natürliche Variabilität vor und nach der Verklappungsperiode hinausgehen, lassen sich im Trübungssignal auch bei ablaufendem Wasser nicht erkennen.

Abb. IV.1-1: Messung der Trübung im Einlassbauwerk des KKW Stade während der Verklappung von Baggergut auf der Baggergutablagerungsfläche Twielenfleth

Die detaillierten Messergebnisse sind im Gutachten der GKSS "Schwebstoffmessungen im Kühlwassereinlauf des KKW Stade während Sedimentumlagerungen in der Elbe auf der Klappstelle Twielenfleth (Auftr.-Nr. N388)" wiedergegeben.

Trübungs- und Strömungsmessungen (Geschwindigkeit und Richtung) auf und am Rande der Baggergutablagerungsfläche Twielenfleth

Die Messungen auf und am Rande der Baggergutablagerungsfläche Twielenfleth wurden mit stationären Strömungs- und Trübungsmesssystemen von der Gewässerkunde des WSA Hamburg und vom fahrenden Schiff aus vom WSA Cuxhaven durchgeführt. Dabei kamen Aandera-RCM9-Geräte und ein ADCP-Gerät zum Einsatz. Die stationären Messungen wurden in der Zeit vom 31.07. bis 20.08.1998, die vom fahrenden Schiff aus am 30.7.1998, durchgeführt. Die gewässerkundlichen Abteilung des WSA Hamburg kam dabei zu folgenden Ergebnissen:

WSA Hamburg:

Die maßnahmebegleitenden Strömungs- und Trübungsmessungen haben ergeben, dass während und nach Verspülungen über der "Unterwasserablagerungsfläche Twielenfleth" keine erhöhten Schwebstoffbelastungen im Nahbereich der Einbringestelle entstehen, die den Kühlwasserzulauf zum KKW Stade beeinträchtigen.

Die detaillierten Messergebnisse sind in den Berichten der Ämter aufgeführt, die auf der beigefügten CD 2 (Materialien) zu finden sind. Ebenso enthält die CD 2 die vollständigen Gutachten.